Projektpräsentation und Kinoabend: Der SED-Staat und die evangelische Kirche in der DDR – ein stummer Kampf oder ein Dialog auf Augenhöhe?

Geistes- und Sozialwissenschaften

12.11.2024

18:15 Uhr - 21:00 Uhr

Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig

Region Leipzig

Die Sächsische Akademie der Wissenschaften lädt ein zu der Vorstellung eines laufenden Projekts mit Kinovorführung.

Aus dem Akademieprojekt „Kirchliche Praxis in der DDR. Umsetzung einer digitalen Forschungsumgebung zur Bereitstellung und Vernetzung von Quellen und Forschungsdaten“ hervorgegangen ist die digitale Forschungsplattform „WOKDDR“. Die Abkürzung steht für Widerstand, Opposition und Kirche in der DDR. Sie enthält grundlegende Informationen über kirchliche und nichtkirchliche Akteur:innen, aus SED-Sicht „Unruhestifter“, Gruppen sowie Forschungsliteratur zur Geschichte der Kirchen in der DDR sowie der Demokratie- und Oppositionsbewegung enthält.

Das aktuelle, daran anschließende Vorhaben „Umgang mit Andersdenkenden und die Konsequenzen: eine datenbasierte Analyse der Politik der SED gegenüber den Bausoldaten“ soll eine konkrete Forschungsfrage zur DDR-Kirchengeschichte beantworten und gleichzeitig die Struktur und Abfragbarkeit von WOKDDR verfeinern und optimieren. Hat die rigide und repressive Politik der SED gegenüber Andersdenkenden erst zur Bildung einer großenteils in der Kirche angesiedelten Demokratie- und Oppositionsbewegung geführt? Die politische und ideologische Frage, ob der Kampf der SED gegen die evangelische Kirche nicht kontraproduktiv sei und ein echter Dialog sich letztlich für beide Seiten als positiv erwiesen hätte, wurde oft gestellt und doch nicht nachhaltig beantwortet.

So auch in dem Anfang 1988 uraufgeführten Film „Einer trage des anderen Last“ von Lothar Warneke. Er räumte einige Preise ab und avancierte zum Publikumshit in der DDR, der 1,2 Millionen Menschen ins Kino lockte.

Im Jahr 1950, kurz nach der Gründung der DDR, müssen sich die beiden Protagonisten, ein junger Volkspolizist und ein evangelischer Vikar, ein Krankenzimmer im Lungensanatorium teilen. Anfangs prallen ihre gegensätzlichen Weltanschauungen ungebremst aufeinander. Aus der Erkenntnis, dass sie humanistische Grundgedanken teilen, entwickelt sich langsam ein fruchtbarer Dialog.

Die Idee für den Film entstand bereits 1973, doch blieb die staatliche Genehmigung aus. Bis zur Umsetzung – eine Zusammenarbeit zwischen DEFA und der Dienststelle des Staatssekretärs für Kirchenfragen – verstrichen so noch mehr als zehn Jahre. Bei der Premiere des Films im Ostberliner Kino International saßen der Chefideologe Kurt Hager und Altbischof Albrecht Schönherr einträchtig nebeneinander.

Vor der Vorführung des DEFA-Spielfilms wird PD Dr. Anke Silomon, wissenschaftliche Mitarbeiterin für Kirchengeschichte des Projekts, kurz in das Forschungsvorhaben einführen. Nach dem Film ist Raum für Gespräch und Austausch.

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